Die Ostsee war der Sehnsuchtsort der Ostdeutschen schlechthin, nach der Wende allerdings auch das Eldorado für Spekulanten und Glücksritter. Die Konkursmasse an der ostdeutschen Küste sind 2.000 Küstenkilometer, mit ihren Inseln, Werften, Schiffen und Häfen und den Seebädern mit mondänen Immobilien. All das musste 1990 neu bewertet und umverteilt werden.

Viele der Glanzstücke an der Küste haben seit der Wende eine wechselvolle Geschichte hinter sich, wie z. B. das Seebad Binz. Hier gehören heute 52% der Flurstücke Westdeutschen. Die meisten Käufer stammen aus Berlin oder Hamburg und sehen die luxuriösen Wohnungen einerseits als gemütlichen Ort für den eigenen Urlaub und als stabile Geldanlage für die Altersvorsorge durch gewinnbringende Vermietung. Allerdings sind auch rund 30% der Käufer gutverdienende Ostdeutsche, die sich an ihren Urlaub auf Rügen in der Kindheit erinnern und sich mit einer Wohnung in Binz einen Traum erfüllen wollen.

Wenig friedlich geht es zu, wenn man die “Wem gehört Frage” auf der Insel Hiddensee stellt. Die autofreie Insel ist ein Symbol für Urlaube an der Ostsee. Heute haben viele Neuendorfer Familien, die seit Generationen im südlichsten Dorf der Insel leben, Angst, dass die immer höheren Pachtforderungen sie irgendwann aus ihrer Heimat vertreiben. Sie besitzen – aus historischen Gründen – nur genau das Grundstück, auf denen ihr Haus steht. Treten sie vor die Tür, stehen sie bereits auf Pachtland, und das wird von Jahr zu Jahr teurer. Wem es gehört, darum wird schon lange gestritten.

 

Fast unbekannt ist, dass der flächenmäßig beinahe größte Besitzer von Küstenland der NABU (Naturschutzbund) ist. Weite Flächen der Ostseeregion sind bereits in den 90er Jahren unter Naturschutz gestellt worden – sehr zum Leidwesen der ortsansässigen Bauern, die mancherorts ihr Land nun nicht mehr bewirtschaften können.

Die Halbinsel Wustrow – zu DDR-Zeiten militärisches Sperrgebiet – blieb auch nach dem Abzug der Russen für die Öffentlichkeit gesperrt. Neuer Besitzer ist seit 1998 Anno August Jagdfeld. Bereits 1999 hatte er auf Wustrow eine Touristenstadt für 2.000 Menschen geplant. Luxuriöse Eigentumswohnungen, 5-Sterne Hotels mit Golfplatz, Marina und Reiterhof. Doch daraus wurde nichts: Die Jagdfeld-Gruppe hat von der Gemeinde Rerik, die Wustrow verwaltet, bis heute noch kein Baurecht bekommen. Das Bauland, das jedes Jahr wertvoller wird, verwandelt sich inzwischen in Busch- und Waldlandschaften – die Natur hat sich weite Teile von Wustrow zurückerobert.

Die Dokumentation beleuchtet die Besitzverhältnisse am einstigen Ferienparadies der Ostdeutschen und setzt damit die Reihe “Wem gehört der Osten?” fort.

 

WEM GEHÖRT DER OSTEN – DIE OSTSEE
Art: Dokumentation 43min
Regie: Lutz Hofmann
Kamera: Andreas Stahl, Marc Voigt, Michael Donnerhak, Daniel Liepke
Redaktion: Silke Heinz
Produzent: Olaf Jacobs
Sender: MDR

Mit dem Medienpreis „Rufer“ ausgezeichnet.
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